Bilaterales Kooperationsprogramm des BMEL - Strategie für die Jahre 2022-2025
Das Bilaterale Kooperationsprogramm (BKP) ist eines der wichtigsten außenpolitischen Instrumente des BMEL und steht für eine langjährige agrarpolitische und -fachliche Zusammenarbeit mit über 20 Ländern. Partnerländer im BKP sind die BRICS-Staaten sowie weitere Schwellen- und Entwicklungsländer mit großem landwirtschaftlichen Potenzial und regionaler Zugkraft. Das BKP fördert eine nachhaltige und produktive Landwirtschaft und unterstützt die Entwicklung entsprechender verlässlicher Rahmenbedingungen. Eine Besonderheit des BKP stellt der auf Langfristigkeit angelegte bilaterale Austausch von Institutionen und Fachkräften aus dem Agrarsektor dar.
- Agrarpolitische und -fachliche Dialoge ermöglichen eine Zusammenarbeit kompetenter Akteure aus Deutschland und den Partnerländern zu politischen Rahmenbedingungen und aktuellen Themen von beidseitigem Interesse.
- Demonstrations- und Trainingsprojekte fördern die praxisnahe Vermittlung umwelt- und klimafreundlicher Produktionsverfahren sowie tierwohlfördernder Haltungsbedingungen.
- Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Verbänden aus Deutschland mit Erzeugerverbänden / Organisationen aus Partnerländern stärken die Selbstorganisation, die demokratische Mitbestimmung sowie die Eigenverantwortung im Agrarsektor.
Bei allen Projektformaten werden gezielt Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft sowie Fachreferate des BMEL, nachgeordnete Behörden und Ressortforschungsinstitute einbezogen und ermöglichen so die Schaffung von bilateralen Wirtschafts-, Arbeits- und Austauschbeziehungen auf unterschiedlichen Ebenen.
Zukünftige thematische Ausrichtung
Auch in Zukunft wird sich das BKP den aktuellen Herausforderungen der Landwirtschaft widmen. Den politischen Rahmen bilden die wesentlichen Regelungen und politischen Strategien auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene. Entsprechend werden Schutz von Klima und Ressourcen, Anpassung an den Klimawandel, Biodiversität und Digitalisierung noch mehr in den Vordergrund rücken. Zentrale Themen sind dabei:
- Standortangepasste Produktionsverfahren, Erprobung klimaresilienter und vermehrungsfähiger Pflanzensorten;
- Stärkung der Agrobiodiversität;
- Reduzierung global wirksamer Treibhausgasemissionen unter anderem durch Kohlenstoffanreicherung in landwirtschaftlich genutzten Böden (carbon farming);
- Bodenschutz durch Humusaufbau, vielfältige Fruchtfolgen mit Leguminosen und Zwischenfrüchten, Einsatz bodenschonender Bearbeitungsmethoden und Förderung des Bodenlebens;
- Angepasster, an die regionalen Gegebenheiten (Klima, Boden Wasser etc.) ausgerichteter Einsatz von chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, bei gleichzeitiger Förderung von mechanischem und biologischem Pflanzenschutz, Verbindung von Tierhaltung und Pflanzenproduktion sowie Etablierung von Kreislaufwirtschaft;
- Digitalisierung in Bereichen wie Precision Farming, landwirtschaftliche Beratung, Betriebsplanung und Vermarktung;
- Tierwohlfördernde Haltungssysteme, Prävention von Tierkrankheiten und bedarfsgerechte Fütterung von Nutztieren, Verbesserung der Erzeugung durch tierzüchterische Maßnahmen;
- Stärkung des Ökologischen Landbaus und der Agroforstwirtschaft.
Insbesondere in den Dialogprojekten (Agrarpolitische Dialoge, agrarfachliche Dialoge) können darüber hinaus auch wichtige übergeordnete Themen behandelt werden, z.B. Agrarfinanzierung, Saatgutwesen, Beratungsdienste, Innovationstransfer, Agrarhandel, die Schaffung nachhaltiger Agrarlieferketten, Lebensmittelverschwendung, Ernährung, die Entwicklung ländlicher Räume sowie Geschlechtergerechtigkeit und Förderung des landwirtschaftlichen Nachwuchses. Die zu bearbeitenden Themen werden unter Berücksichtigung der Reformagenda des Partnerlandes und den deutschen Interessen jeweils bilateral abgestimmt.
Regionalisierung der Projektarbeit
In Ländern, die aufgrund ihrer geographischen Lage ähnliche Bedürfnisse und Interessen haben, wird die Projektarbeit regional ausgerichtet. Dieser Ansatz ermöglicht die Bündelung von Kräften und die Schaffung von Synergien. So wurde mit den Westbalkan-Staaten ein gemeinsames Projektkonzept entwickelt, in dem Themen bearbeitet werden, die für die Region und die EU von zentraler Bedeutung sind.
Aufbauend auf dem im Dezember 2020 veröffentlichten Afrikakonzept des BMEL wurde für das BKP eine Regionalstrategie für das südliche Afrika erarbeitet, die insbesondere auf einen projektübergreifenden Ansatz zur Stärkung der Klimaresilienz in der Landwirtschaft als wichtige Voraussetzung der Ernährungssicherung und den Erhalt von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum dieser Länder abzielt. Hier besteht für das BMEL ein Alleinstellungsmerkmal, da sich das BMZ im südlichen Afrika nicht bei den Themen Klimaresilienz und Landwirtschaft engagiert. Unter anderem wird derzeit das BKP-Projekt „Deutsch-Sambisches Agrarwissens- und Trainingszentrum (AKTC)” zum regionalen Kompetenzzentrum für Konservierende Bodenbearbeitung weiterentwickelt. In einem gemeinsamen Projekt mit der Föderation der Bauernverbände des südlichen Afrikas (SACAU) wird der Transfer klimaresilienter Produktionsverfahren im Rahmen einer „community of practice“ unterstützt. Ähnliche Regionalkonzepte sind für die Projektarbeit in Südamerika und Zentralasien geplant.
Die Entwicklung dieser regionalen Plattformen ermöglicht dem BMEL zudem, globaleZukunftsthemen zu kommunizieren und nachhaltig zu verankern. Dazu gehören insbesondere die Kommuniqués, die während des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) verabschiedet werden. Das BKP wird somit noch stärker als bisher zum Werkzeug, mit dem das BMEL in Partnerländern und Regionen die agrarpolitische Agenda mitgestalten kann.
Mehrwert für Deutschland
Der laufende Kontakt mit den Ministerien der Partnerländer, insbesondere durch die jährlichen Projektsteuerungsgruppensitzungen, an denen neben den politischen Partnern auch wissenschaftliche und wirtschaftliche Experten teilnehmen, entspricht dem international thematisierten Peer-to-Peer-Ansatz. Diese Unterstützung auf Augenhöhe ermöglicht nicht nur die Entwicklung speziell an die Bedürfnisse des Partnerlandes angepasster Maßnahmen, sondern auch einen gegenseitigen Wissensaustausch zum Umgang verschiedener Herausforderungen im Agrarsektor, die uns alle betreffen (Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung, Bodenfruchtbarkeit, Tier-und Pflanzengesundheit, ländliche Entwicklung).
Durch die Förderung politischer Rahmenbedingungen sowie nachhaltiger und klimafreundlicher Technologien in der Landwirtschaft wird die Produktivität in Partnerländern gestärkt und können neue Arbeitsplätze im ländlichen Raum geschaffen werden. Hierdurch leistet das BKP einen wichtigen Beitrag, der geeignet ist, die Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften und Migration generell aus den Partnerländern zu reduzieren.
Zudem erlauben insbesondere die Dialogformate (Agrarpolitische Dialoge, agrarfachliche Dialoge) dem BMEL und anderen Projektbeteiligten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Ver-bänden direkte Einblicke in die Entwicklungen und die Strukturen der Agrarsektoren in den Partnerländern. Dies wird von deutschen Wirtschaftspartnern als fachlich ausgerichtete Ergänzung zu den deutschen Institutionen der Außenwirtschaftsförderung intensiv genutzt, um die Bedürfnisse und Anforderungen der lokalen Agrarmärkte in den Ländern genauer kennenzulernen. Gerade im Hinblick auf die Entwicklungen in wichtigen Partnerländern wie China gewinnt ein Wissenstransfer nach Deutschland über die BKP-Projekte zunehmend an Bedeutung.
Das BKP hat insbesondere in den durch die COVID-19 Pandemie und durch politische Spannungen geprägten Zeiten durch das permanent präsente Projektpersonal vor Ort bemerkenswerte Beiträge geleistet und Kontinuität bewiesen. Die Projekte sind auch in Zukunft unverzichtbare Instrumente, um zu agrarpolitisch hochrelevanten Themen fachlich und politisch im Dialog zu bleiben.
Partnerschaften und Netzwerke
Das BKP wird künftig noch aktiver auf andere Akteure zugehen und Synergieeffekte mit Projekten Dritter nutzen. Diese thematischen Kooperationen erzielen einen Mehrwert für alle Beteiligten und steigern die Wirkungen des BKP. Insbesondere die Demonstrations- und Trainingsprojekte sollen Partnerschaften entwickeln, die einen Innovationstransfer unter Einbezug deutscher Erfahrungen ermöglichen.
Die Öffentlichkeitsarbeit des BKP wird systematisch weiterentwickelt. Der Fokus hierbei liegt auf der Erschließung der Fachöffentlichkeit, auf der Zusammenarbeit mit existierenden BMEL- und Partnernetzwerken sowie zusätzlichen Plattformen zur Informationsverbreitung. Ziel ist es, für aktuelle Fachthemen zu sensibilisieren und Wissen in Deutschland zu verbreiten.
Digitale Dialogformate und andere virtuelle Formen der Wissensvermittlung bzw. des fachlichen Austauschs (YouTube-Kanäle für Trainings, Online-Feldtage, -Arbeitsgruppen usw.) erlauben eine intensive weitreichende Vernetzung und Breitenwirksamkeit, und werden künftig fester Bestandteil des BKP.
Bilaterales Kooperationsprogramm des BMEL - Strategie für die Jahre 2022-2025
(Stand: Januar 2022)