Deutsch-Brasilianischer Agrarpolitischer Dialog
Ausgangssituation
Brasilien spielt als bevölkerungs- und ressourcenreiches Land eine entscheidende Rolle in der globalen Agrarproduktion und -versorgung. Mit seinen immensen tropischen und subtropischen Waldbeständen nimmt es außerdem eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der globalen biologischen Vielfalt ein. Dem Land kommt damit eine wesentliche Bedeutung bei der Lösung globaler Herausforderungen im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes zu.
Die Landwirtschaft in Brasilien ist hochproduktiv und wettbewerbsfähig. Auf knapp 40 Millionen Hektar (26% der Ackerfläche) wird überwiegend Soja angebaut. Weiterhin spielen Kaffee, Orangen, Zuckerrohr, Kakao und andere tropische Früchte im Handel mit Europa eine zentrale Rolle. Insbesondere im Bereich der Sojaproduktion wird von Seiten der Europäischen Union sowie von privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren, hinterfragt, inwieweit diese mit der Entwaldung in Brasilien in Verbindung steht. Auch die großflächige Rinderhaltung wird aufgrund ihrer unmittelbaren Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima äußerst kritisch bewertet. Infolge der extensiven Tierhaltung gelten bis zu 130 Mio. von insgesamt 200 Mio. Hektar Weideflächen als degradiert.
Die landwirtschaftliche Produktion einschließlich ihrer vor- und nachgelagerten Sektoren sind bedeutende Faktoren für Beschäftigung, Wirtschaft und den Außenhandel Brasiliens und tragen mit knapp einem Viertel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des flächenmäßig größten Landes Südamerikas bei. Trotz beeindruckender technologischer Fortschritte des brasilianischen Landwirtschaftssektors bleibt die großenteils illegale Rodung des tropischen Regenwaldes und des Cerrado (große savannenartige tropische Region) eine zentrale Herausforderung.
Den Agrarsektor in einer sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Weise weiterzuentwickeln, die den Zielvorgaben des Pariser Klimaabkommens entspricht, wird im Fokus der agrar- und umweltpolitischen Agenda Brasiliens stehen. Dies ist auch Leitbild für die bilaterale Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit Brasilien.
Projektziel und Aktionsbereiche
Gemeinsam mit dem brasilianischen Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (MAPA), dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie Akteuren und Verbänden der Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft beider Länder wird im Rahmen der Zusammenarbeit im Agrarpolitische Dialog (APD) ein besseres gegenseitiges Verständnis in zentralen agrar- und umweltpolitischen Fragen für politisch Verantwortliche sowie Fach- und Führungskräfte entwickelt.
Folgende drei Handlungsfelder werden bearbeitet:
1. Innovative Formate zur Finanzierung einer nachhaltigen Landwirtschaft
Hierin werden regulatorische Fragestellungen zur Stärkung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft diskutiert, unter anderem mit der brasilianischen Zentralbank. Darüber hinaus erfolgt ein Austausch zu öffentlichen und privaten Fördermaßnahmen. Besondere Umweltleistungen einer nachhaltigen Landwirtschaft, die in den Marktpreisen bislang nicht angemessen reflektiert wurden, sollen entsprechend ihres Wertes vergütet werden. Übergeordnetes Ziel ist, die Flächennutzung effizienter und nachhaltig zu gestalten, um so einen Beitrag zur Reduzierung des Entwaldungsdrucks zu leisten.
2. Politikansätze für Nachhaltige Wertschöpfungsketten und eine klimagerechte Landwirtschaft
In diesem zweiten Arbeitsbereich werden von deutschen und brasilianischen Akteuren gemeinsam Politikansätze für spezifische Wertschöpfungsketten diskutiert. Dies erfolgt exemplarisch für Soja und Rindfleisch, um die Nachhaltigkeit der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern und die klimawirksame Einlagerung von Kohlenstoff zu fördern.
3. Bioökonomie für Technologieentwicklung und Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Ein weiteres Schwerpunktthema bildet der Austausch zu technologieintensiven Formen und Kooperationen zwischen deutschen und brasilianischen Fachkräften aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Damit sollen Verfahren im Agrar- und Ernährungssektor, wie z.B. Bioinputs/Biologicals, zur Dekarbonisierung der Ökonomie beitragen.
Zielgruppen
Zielgruppen des APD sind politisch Verantwortliche sowie Fach- und Führungskräfte des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums, der Privatwirtschaft, zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Institutionen beider Länder.
Projektpartner und Kooperationen
Die politischen Projektträger sind das brasilianische Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (MAPA) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Mit der Durchführung des Projektes ist die IAK Agrar Consulting GmbH (www.iakleipzig.de) beauftragt. Wichtige Partner sind das Deutsche Biomasseforschungszentrum DBFZ (www.dbfz.de), die Universität Bonn, die Fundação Getulio Vargas, die staatliche Agrarforschungbehörde EMBRAPA, der Verband der Brasilianischen Agrar- und Ernährungswirtschaft (ABAG) und zivilgesellschaftliche Zusammenschlüsse wie die Koalition Brasilien Klima, Wald und Landwirtschaft (Coalizão Brasil).
(Stand: September 2022)