Gemeinsam mit dem brasilianischen Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht (MAPA), dem Ministerium für Agrarentwicklung (MDA) und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie Akteur*innen und Verbänden der Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft beider Länder wird im Rahmen der Zusammenarbeit im Agrarpolitische Dialog (APD) ein besseres gegenseitiges Verständnis in zentralen agrar- und umweltpolitischen Fragen für politisch Verantwortliche sowie Fach- und Führungskräfte entwickelt.
Mit dem Antritt der dritten Lula-Regierung im Januar 2023 wurde auch das Ministerium für Agrarentwicklung und Familienlandwirtschaft (MDA) wiedergegründet und wird seitdem in die Arbeit des APD einbezogen. Im Rahmen der 2. Deutsch-Brasilianischen Regierungskonsultationen im Dezember 2023 haben der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, sowie seine beiden brasilianischen Amtskollegen Carlos Faváro, Minister für Landwirtschaft und Viehzucht (MAPA), sowie Paulo Teixeira, Minister für Agrarentwicklung und Familienlandwirtschaft (MDA), vereinbart, den Deutsch-Brasilianischen Agrarpolitischen Dialog zu verlängern und inhaltlich neu auszurichten. Die Minister unterzeichneten ein Memorandum of Understanding zur Fortsetzung des Deutsch-Brasilianischen Agrarpolitischen Dialoges, womit das Ministerium für Agrarentwicklung und Familienlandwirtschaft (MDA) offiziell als weiterer politischer Partner neben das brasilianische Agrarministerium (MAPA) und BMEL tritt.
Seit April 20221 läuft der Agrarpolitische Dialog in seiner ersten Phase, die im Juni 2024 endet. Derzeit laufen die Planungen für die Neuausrichtung des APD zwischen MAPA, MDA und BMEL. Der Beginn der zweiten Phase ist für Juli 2024 mit einer Laufzeit von 3 Jahren vorgesehen. Im Mittelpunkt der zukünftigen Zusammenarbeit stehen nachhaltige und entwaldungsfreie Wertschöpfungsketten, ökologischer Landbau, Agrarökologie, das Recht auf Nahrung, nachhaltige Ernährungssysteme und Ernährungssicherheit sowie der bilaterale Austausch deutscher und brasilianischer Ernährungsräte.
Bereits seit Dezember 2023 etabliert das Deutsche Institut für Menschenrechte im Rahmen des Innovations- und Transformationsdialogs des BMEL ein Kompetenz-Hub für das Recht auf Nahrung und Transformation durch Menschenrechte. Übergeordnetes Ziel ist die verstärkte Nutzung menschenrechtlicher Expertise im Kontext der Diskussionen und Politikempfehlungen des Committee on World Food Security (CFS) in Rom. Das Projekt strebt insbesondere eine enge Zusammenarbeit mit Organisationen des Civil Society and Indigenous Peoples' Mechanism (CSIPM) an, um deren Einfluss auf nationale Politikentwicklungen zu stärken. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Stellen in Brasilien, insbesondere mit Vertreter*innen im nationalen Ernährungssicherheitsrat CONSEA. Mit der Neuausrichtung des APD ist daher ein enger Austausch und Zusammenarbeit zwischen dem Innovations- und Transformationsdialog des Deutschen Instituts für Menschenrechte und dem APD in Brasilien vorgesehen.
Folgende drei Handlungsfelder werden bis zum Ende der 1. Projektphase (Juni 2024) bearbeitet:
1. Innovative Formate zur Finanzierung einer nachhaltigen Landwirtschaft
Hierin werden regulatorische Fragestellungen zur Stärkung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft diskutiert, unter anderem mit der brasilianischen Zentralbank. Darüber hinaus erfolgt ein Austausch zu öffentlichen und privaten Fördermaßnahmen. Besondere Umweltleistungen einer nachhaltigen Landwirtschaft, die in den Marktpreisen bislang nicht angemessen reflektiert wurden, sollen entsprechend ihres Wertes vergütet werden. Übergeordnetes Ziel ist, die Flächennutzung effizienter und nachhaltig zu gestalten, um so einen Beitrag zur Reduzierung des Entwaldungsdrucks zu leisten.
2. Politikansätze für Nachhaltige Wertschöpfungsketten und eine klimagerechte Landwirtschaft
In diesem zweiten Arbeitsbereich werden von deutschen und brasilianischen Akteur*innen gemeinsam Politikansätze für spezifische Wertschöpfungsketten diskutiert. Dies erfolgt exemplarisch für Soja und Rindfleisch, um den Entwaldungsdruck zu senken, die Nachhaltigkeit der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern und die klimawirksame Einlagerung von Kohlenstoff zu fördern.
3. Bioökonomie als Treiber für Technologieentwicklung und Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Ein weiteres Schwerpunktthema bildet der Austausch zu technologieintensiven Formen und Kooperationen der Bioökonomie zwischen deutschen und brasilianischen Fachkräften aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Damit sollen Verfahren im Agrar- und Ernährungssektor diskutiert werden, die einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Ökonomie und zur nachhaltigen Gestaltung der landwirtschaftlichen Erzeugung leisten können.
Zielgruppen
Zielgruppen des APD sind politisch Verantwortliche sowie Fach- und Führungskräfte des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums, der Privatwirtschaft, zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Institutionen beider Länder.